Der Merkurtempel


 In den „Parties sauvages“, den südwestlichen landschaftlichen Partien des Schwetzinger Gartens wurde bereits 1784 ein „Monument“ gegenüber der Moschee geplant. 1787/88 entstand der Ruinenbau Pigages, der erstmals 1791 dem römischen Gott Merkur zugewiesen wird. Sein kellerartiger Unterbau aus großen Sandsteinblöcken erscheint als Rest eines älteren Vorgängers. Der dreigeschossige, turmartige Merkur-Tempel aus Tuffstein besitzt ein im Grundriss sechseckiges Hauptgeschoss, darüber ein Attikageschoss und eine abschließende Laterne. Auf Merkur verweisen Reliefs aus Stuckmarmor über den Eingängen der drei gleichartigen Fassaden.

Nicolas de Pigage (* 3. August 1723 in Lunéville; † 30. Juli 1796 in Schwetzingen) war ein lothringischer Baumeister.

Pigage ist ein Bindeglied zwischen dem l0thringischen Luneville. Die Städtepartnerschaft mit Schwetzingen untermauert die Beziehung. Über den Aufenthalt Voltaires in Schwetzingen bekommt die Beziehung eine besondere Note.

Die Deutung der Parkruine ist kontrovers: Nach überkommener Lesart steht sie für die Überwindung von Geheimlehren durch die Vernunft. Diese Lesart verweist darauf, dass der Tempel die Form eines römischen Grabmals hat. Durch drei Reliefs, die ausschließlich negative Episoden aus dem Leben des Merkur zeigen, wird dieser mit dem antiken Hermes Trismegistos, einem Symbol für Magie, gleichgesetzt. Der Aberglaube ist also gewissermaßen in seinem eigenen Tempel begraben worden. In diesem Zusammenhang wird auch betont, dass man von der Moschee über einen Weiher auf den Merkurtempel blickt. Wenn man die Moschee als Symbol für die Weisheit versteht, bedeutet dies: Der Weise muss Tod und Aberglaube nicht fürchten. Eine neue freimaurerische Interpretation hingegen sieht verborgene Verweise auf den Salomonischen Tempel und seinen Architekten Hiram Abif.

Der Merkurtempel hat die Funktion eines Aussichtspunkts, das Obergeschoss gestattet einen Blick über den See und auf die Moschee.

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