Vom Schwetzinger Schlossgarten zum Kloster Götschendorf


 


Schwetzingen. 
Im Karfreitagsgottesdienst in der Schwetzinger Lutherkirche 2023 warf Pfarrer SteffeGroß ausgehend vom Predigttext einen Blick auf eine Ikone aus dem 6. Jahrhundert. Inspiriert wurde er durch einen Besuch im weltbekannten Katharinenkloster.

3Er hat uns errettet aus der  Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines geliebten Sohnes, 14in dem wir die Erlösung haben, nämlich die Vergebung der Sünden. 15Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung. 16Denn in ihm wurde alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen. 17Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm. 18Und er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde. Er ist der Anfang, der  Erstgeborene von den Toten, auf dass er in allem der Erste sei. 19 Denn es hat Gott gefallen, alle Fülle in ihm wohnen zu lassen, 20und durch ihn  alles zu versöhnen zu ihm hin, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz.

Im Zusammenhang mit dem Text fokussierte Pfarrer Groß die oben abgebildete Ikone. Interesse dafür weckte ein Besuch im weltbekannten Katharinenkloster.

Das heute griechisch-orthodoxe Katharinenkloster (griechisch Μονὴ τῆς Ἁγίας Αἰκατερίνης, arabisch دير سانت كاترين) im Sinai in Ägypten wurde zwischen 548 und 565 gegründet und ist eines der ältesten immer noch bewohnten Klöster des Christentums. Es liegt am Fuße des Berges Sinai (Mosesberg). Dort befand sich nach der Überlieferung der brennende Dornbusch, in dem sich Gott Mose offenbarte; hier sollen auch die der Legende nach von einem Engel herbeigetragenen Gebeine der heiligen Katharina von Alexandrien ruhen, deren Existenz allerdings historisch nicht belegt ist. Das Kloster, das ursprünglich der Theotokos, das heißt, Maria, der Mutter Jesu, geweiht war, wurde im Westen ab dem 14. und im Osten ab dem 19. Jahrhundert nach der heiligen Märtyrerin Katharina benannt.

Das Katharinenkloster ist eines der ältesten Klöster der Christenheit. Gleichzeitig ist es ein Ort, wo sich jüdische, christliche und islamische Kulturgeschichte berühren. Wegen seiner isolierten Lage gehört das Katharinenkloster zu den wenigen Klöstern, die nie zerstört wurden.

Vor Kurzem besuchten wir die griechisch-orthodoxe Kirche in Berlin und bekamen noch mehr Einblick in die Bedeutung von Ikonen.

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Auch den Journalisten Norbert Kuchinke (Spiegel, Stern) inspirierten die Ikonen und die Gesänge, sich in Westeuropa. Das spielt im Buch „Kloster Götschendorf“ eine wichtige Rolle. Neben Horst Kasner, dem Vater von Angela Merkel, und Aribert Großkopf, Staatskanzleichef bei Ministerpräsident Manfred Stolpe der Mitbegründer des Klosters in der Nähe von Templin.

Über einen Artikel der „Zeit“ in Verbindung mit dem Tod der ehemaligen Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer kam das Kloster überregional in den Fokus.

„Mein letzter Ausflug mit Antje Vollmer ging zu einem russisch-orthodoxen Kloster in der Uckermark. Es war an einem diesigen Herbsttag des vergangenen Jahres. Antje Vollmer bat mich, mit ihr zur kommen. Sie wollte ein kleines Zeichen setzen gegen das Verstummen des Gesprächs mit Russland, ein Zeichen, das ihr noch in ihrer zunehmenden Schwäche möglich blieb“, schreibt Klaus Mertes am 16. März in Zeitonline.

Klaus Mertes, 63, ist Jesuit, Gymnasiallehrer und Autor. Er war Rektor des Canisius-Kollegs in Berlin. Von 2011 bis 2020 führt er das Kolleg St. Blasien in Baden-Württemberg. Seit 2021 ist er Superior des Ignatiushauses in Berlin.

„Wenn man für Versöhnung und Frieden etwas erreichen will, muss man sich mitten zwischen die verfeindeten Parteien stellen und bereit sein, die Pfeile von allen Seiten auf sich zu ziehen.“ Das war das Credo ihres Pazifismus: Sich nicht mitreißen lassen von den Stromschnellen der Gewalt und der Hassgefühle, sondern mittendrin stehen bleiben und Brücken bauen. Für die evangelische Theologin Antje Vollmer stand natürlich die Bergpredigt im Hintergrund. Sie hielt sich an die Praxis Jesu, der gerade dadurch die Pfeile von allen Seiten auf sich zog, dass er aus dem eigenen Milieu der „Gerechten“ die Grenze zum Milieu der „Sünder“ überschritten hatte, zu den Schmuddelkindern, zu denen, von denen man sich fernzuhalten hat. Pfeile von allen Seiten: von denen, von denen man kommt, und von denen, zu denen man geht. Antje Vollmers Wunsch im Herbst 2022, das russisch-orthodoxe Kloster zu besuchen, war von dieser Inspiration getragen: diejenigen besuchen, die man in diesen Tagen nicht besucht“, schreibt Mertes weiter.

Es war das Lieblingsjagdschloss von Fürst Leopold IV., dem Vater von Dr. Armin Prinz zur Lippe. Heute hat auf dem Gelände das westlichste Kloster der russisch-orthodoxen Kirche seinen Sitz. Die Rede ist von Schloss Götschendorf in der Uckermark, das der letzte regierende Fürst Lippes 1910/11 erbauen ließ. 

Heute sitzt Abt Daniil gerne in einem runden Pavillon aus Holz, in der er gerne Gäste einlädt.

Das Kloster Götschendorf ist das einzige Kloster der Berliner Diözese der russisch-orthodoxen Kirche. Der Russland-Journalist Norbert Kuchinke stieß auf seiner Suche nach einem Standort für ein von ihm geplantes russisch-orthodoxes Kloster in der Nähe Berlins auf das Gelände. Nach anfänglichem Zögern der einheimischen Verantwortlichen halfen schließlich Kontakte in die Potsdamer Staatskanzlei und die Fürsprache von Pfarrer Horst Kasner, Vater der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel, aus Templin bei der Verwirklichung des Projekts. Der Macher vor Ort ist Abt Daniil Irbits. Mit vielen Farbbildern beschreibt das Buch Vergangenheit und Gegenwart des Klosters sowie des Herrenhauses.

Das Gut mit Herrenhaus ist seit dem 15. Jahrhundert im Besitz der Familie von Arnim, 1910 wurde ein neues Gutshaus errichtet, 1942–1945 war es Jagd- und Gästehaus von Hermann Göring und bis 1975 Ferienhaus der Nationalen Volksarmee, danach des Rates des Kreises und des Ministeriums der Staatssicherheit. Seit 1990 stand es leer, 2007 wurde ein Kloster eingerichtet.

Schon seit einigen Jahren bin ich regelmäßig in diesem besonderen Kloster zu Gast. Mit Abt Daniil baute sich ein vertrauensvolles Verhältnis auf. So war er damit einverstanden, dass ich ein Buch über das Kloster und seine Geschichte schreibe. Die Recherche nahm viel Zeit in Anspruch. Aber es hat sich gelohnt: der Blick auf die Geschichte des Herrenhauses, der Blick auf die Gottesdienste im Tempel, der Blick auf die touristische Entwicklung des Geländes mit seiner besonderen Lage.

Dabei kam mir zu Gute, dass ich einige Jahre in der Uckermark journalistisch zu tun hatte. Ich kannte das Umfeld, lernte wunderbare Menschen kennen und schätzen. Der Weg führte mich auch nach Polen. Grenzüberschreitendes Denken. Diese Begegnungen spielen in dem Büchlein mit seinen vielen Abbildungen eine besondere Rolle. Es gibt einen Einblick in Vergangenheit und Gegenwart, wobei auch der Krieg in der Ukraine nicht ausgeblendet wird.

Bibliografische Daten

ISBN/EAN: 9783949763304

Sprache: Deutsch

Umfang: 144 S., 100 Illustr.

Auflage: 1. Auflage 2023

Preis: 19,90 Euro




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